Hintergrund

Zentrale versus periphere faziale Parese

Alexander Fillbrandt Geschrieben von Alexander Fillbrandt · 1 Min. lesen >

In der Neurologie begegnen einem Logopäden auch Paresen des Nervus facialis. Die Behandlung derselben obliegt in vielen Kliniken den Logopädinnen und Logopäden. Bei fazialen Paresen unterscheidet man zwischen solchen, deren Ursache zentral bedingt ist, und solchen, bei der im Verlauf des Nervs eine Störung auftritt.

Nervus facialis

Der N. facialis hat seine motorischen Kerne in der Brücke, also im Pons. Er verläuft durch das Mittelohr und durch einen Knochenkanal, trennt sich dann in drei wichtige Äste und versorgt dabei das Gesicht motorisch. Außerdem ist er mit seinen sensiblen Fasern am Geschmacksempfinden beteiligt – hier vorrangig im vorderen Drittel der Zunge und an der Steuerung der Speichelproduktion.

zentrale versus periphere Schädigung

Das Kriterium zur Unterscheidung zwischen einer zentralen und einer peripheren fazialen Parese ist die Überprüfung des Lidschlusses. Bei einer zentralen Störung des N. facialis ist im Allgemeinen der Lidschluss weiterhin möglich.

Bei einer peripheren Lähmung des Nervs kann der Lidschluss eingeschränkt sein. In diesem Fall ist es wichtig, die Feuchtigkeit des Auges von außen sicher zu stellen, um die Hornhaut nicht zu gefährden. Das Tragen von Uhrglas-Verbänden und das Auftragen von Augensalbe direkt auf die Hornhaut sind gängige pflegerische bzw. therapeutische Interventionen.

Ohrenschmerzen durch den N. facialis?

Durch seine Lage und bedingt durch den Weg durch das Mittelohr, kann ein Zusammenhang zwischen Ohrenschmerzen und der peripheren fazialen Parese liegen. Je nach Ort der Schädigung des Nerven im Verlauf kann auch der Ast beteiligt sein, der die Muskulatur hinter dem Ohr motorisch versorgt. Auch hier besteht ein möglicher Zusammenhang mit den Schmerzen am bzw. im Ohr.

Der bei entsprechender Lokalisation der Schädigung möglicherweise fehlende Stapediusreflex kann zu einer gesteigerten Empfindsamkeit bei Geräuschen führen. Durch eine Dauerbelastung sind hier sicher auch Schmerzen ein mögliches Symptom.

Die Behandlung

Eine zentrale faziale Parese wird therapeutisch behandelt. Es geht um eine Reizung des Nervs. Dies lässt sich mit einer Kombination aus taktiler, thermischer und propriozeptiver Reizung erreichen. Das Konzept der Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF) hat sich hier als sehr effektiv erwiesen.

Dabei werden die einzelnen Äste mit einem thermischen Reiz angeregt und anschließend versucht, mit einem Bewegungsmuster den Nerven zu reaktivieren.

Bei einer peripheren Störung des Nervus facialis ist diese Art der Behandlung in der Regel nicht zielführend. Untersuchungen legen nahe, dass hier operativ die besten Ergebnisse erzielt werden und nicht therapeutisch.

Aktuellere Untersuchungen deuten eher darauf hin, dass eine Behandlung auch zentraler fazialer Paresen keinen nennenswerten Vorteil bieten. Es scheint eher, dass Erfolge im Rahmen einer Spontanremission auftreten.

Allgemeiner Hypotonus

Eine allgemeine Schwäche und Kraftlosigkeit liegt bei einer peripheren Fazialislähmung meist an der Behandlung der Urasache – zum Beispiel durch den Befall mit Borrelien. Darauf sollte jeder Therapeut bei der Arbeit mit seinen Patienten achten, aber ein Ausschlusskriterium für die Therapie nach PNF oder anderen gängigen Therapiekonzepten stellt dies nicht dar.

Nomenklatur

Man spricht übrigens nicht von einer zentralen Fazialisparese. Bei einer zentralen Störung ist der Nerv selbst nicht betroffen. Daher ist der Ausdruck „zentrale faziale Parese“ hier richtig. Bei einer peripheren Schädigung ist hingegen der Begriff „Fazialisparese“ richtig.

Geschrieben von Alexander Fillbrandt
Alexander Fillbrandt ist Logopäde mit den Schwerpunkten Trachealkanülenmanagement und Dysphagie. Er schreibt gern über logopädische Themen und ist begeisterter Therapeut, Dozent und Autor. Profil

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