Medikamente können eine Dysphagie auslösen oder als Nebenwirkung haben. Bestimmte Wirkstoffe können den Schluckakt negativ beeinflussen und so eine Dysphagie auslösen. Dabei muss man unterscheiden, ob es sich um eine Nebenwirkung des Medikaments handelt oder ob durch die Art und Weise der Verabreichung die Störung verursacht wird.
Mundtrockenheit (Xerostomie)
Manche Medikamente verursachen Mundtrockenheit und können damit Schluckstörungen verursachen. Aus Mundtrockenheit muss sich keine Dysphagie entwickeln, aber es ist nicht untypisch, dass Patienten mit trockener Mundschleimhaut Probleme beim Schlucken haben.
Gruppe | Wirkstoff |
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ACE-Hemmer Anwendung bei Bluthochdruck | Captopril Lisinopril |
Antiarrhythmika Behandlung ventrikulärer Herzrhythmusstörungen | Disopyramid Mexiletine |
Antiemetikum gegen Brechreiz und Übelkeit | Meclozin Metoclopramid Prochlorperazin |
Antihistaminika und abschwellende Medikamente | Chlorphenamin Pseudoephedrin Diphenhydramin |
Calciumantagonisten Behandlung von Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit und Herzrhythmusstörungen | Amlodipin |
Diuretika Zur Ausschwemmung von Wasser aus dem menschlichen Körper | Etacrynsäure |
SSRI Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer sind Antidepressiva | Citalopram Sertralin Paroxetin Escitalopram |
Außerdem können Antipsychotika und Neuroleptika Mundtrockenheit verursachen.
Mundtrockenheit und Bewegungsstörungen
Neben der Mundtrockenheit können Medikamente aus der Gruppe der Neuroleptika und Antipsychotika zu Bewegungsstörungen führen, die auch die am Schlucken beteiligte Muskulatur betreffen können. Diese Bewegungsstörungen ähneln denen des Morbus Parkinson. Vor allem die folgenden Wirkstoffe können parkinsonoide Bewegungsstörungen auslösen, es sind hoch- und mittelpotente Neuroleptika.
Sensibilitätseinschränkung
Durch Medikamente verursachte Einschränkungen der Sensibilität kann es ebenfalls zu einer Beeinträchtigung des Schluckaktes kommen.
Gerade lokal wirkende Anästhetika, die im Rahmen von HNO-ärztlichen Untersuchungen oder zahnmedizinischen Interventionen eingesetzt werden, sind hier zu nennen. In der Regel ist dies ein Medikament auf Procain-Basis.
Tubuläre Störungen
Die Muskulatur im Ösophagus kann durch Medikamente in ihrer Flexibilität und Funktion eingeschränkt werden, was wiederum zu einer Dysphagie führen kann.
Wirkstoff | Indikation |
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Benztropine Mesylate | Wirkt gegen Bewegungsstörungen und um motorische Unruhe als Nebenwirkung von Neuroleptika auszugleichen. |
Oxybutynin | Bei übermäßigem Harndrang und Bettnässen eingesetzt. |
Propantheline | Zum Beispiel als Pro-Banthine gegen starkes Schwitzen. |
Tolterodine | Bei übermäßigem Harndrang bei Erwachsenen. |
Dysphagie durch therapeutische Intervention
Die Verabreichung bestimmter Medikamente kann es ebenfalls zu einer Dysphagie führen. Besonders, wenn sie direkt auf das zentrale Nervensystem wirken.
Gruppe | Wirkstoff |
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Antiepileptika gegen Krampfanfälle | Carbamazepin Gabapentin Phenobarbital Phenytoin Valproinsäure |
Benzodiazepine Angstlösende Medikamente und Schlafmedikamente | Alprazolam Clonazepam Clorazepat Diazepam Lorazepam |
Anästhetika Schmerzlinderung und Anästhesie | Codein Fentanyl Dextropropoxyphen |
Muskelrelaxantien Gegen Spastiken zur Lockerung der Muskulatur | Baclofen Tizanidin |
Bei Botulinumtoxin, das sowohl bei Dystonien als auch in der Kosmetik zum Einsatz kommt, kann es durch fehlerhafte Injektion – also iatrogen – zu einer Lähmung umliegender Regionen kommen. Unter Umständen kann auch dadurch eine Störung im Schluckakt kommen.
Auch bei Chemotherapie, Radiatio (Bestrahlung) und Operationen zur Behandlung von Krebs besteht im Hals- und Kopfbereich die Gefahr, dass eine sekundäre Dysphagie auftritt. In solch einem Fall sind es häufig Verhärtungen im Gewebe und Mundtrockenheit, die ursächlich für die Dysphagie sind.
Quelle
- KM Balzer (2000) Drug-Induced Dysphagia. International Journal of MS Care: March 2000, Vol. 2, No. 1, pp. 40-50. doi: http://dx.doi.org/10.7224/1537-2073-2.1.40
Mal ganz spontan das Häufigste, das und im Alltag begegnet:
Anti-Epileptika können parkinson-ähnliche Nebenwirkungen machen;
einige Medikamente machen Mundtrockenheit, was das Schlucken tlw. erheblich beeinträchtigt.
Super! Danke für den tollen Artikel! 🤗
Ich habe einen Parkinson-Patienten mit extremem Speichelfluss, sogar nachts. Ich bin mir sicher, dass das an den Medikamenten liegt.
Therapeutisch hilft einzig das Kaugummikauen etwas im Alltag. Alle anderen Übungen bringen so gut wie nichts.
Eindeutig JA!
ich 77 jahre alt habe Probleme mit meine hals habe balt keine stimme, mache logopodi.
habe folgende medizine Aspirin cardio atortastatin esomeprazol ramipril levetiracetam duodart lamotrigin
ist es möglich das eine von diese Medikamenten negativ auf meine stimbände wirkt.
gerne lese ich ihre antwort.
logopedie
Lieber Alex, grad Deinen Artikel gelesen, hab einen PAT / unter 30a, Clozapin mit Schluck Störung seit 6m. LG G
Lieber Gerald,
krasses Zeuch mit vielen Nebenwirkungen. Wird aber eher selten verschrieben, oder?
Hypersalivation ist eine bekannte Nebenwirkung. Was für Probleme hat dein Pat?
LG
Alex