Die häufigste Ursache für Trachealkanülen ist neben der Dysphagie die Langzeitbeatmung. Während bei der Schluckstörung die Trachealkanüle verhindern soll, dass Speichel aspiriert wird, ersetzt die Trachealkanüle bei beatmeten Patienten den translaryngealen Tubus. Diesen Tubus durch den Mund, den Rachen und den Kehlkopf in der Luftröhre zu platzieren ist kompliziert und sollte unbedingt kein Zustand von Dauer sein. Daher werden Patienten, die längere Zeit beatmet werden müssen, früher oder später tracheotomiert und dann mit einer Trachealkanüle versorgt.
Neben den bekannten Komplikationen und Auswirkungen einer Trachealkanüle wird die Einschränkung der Kommunikation von vielen Patientinnen und Patienten als das größte Übel empfunden.
Sprechventile helfen
Im Rahmen des therapeutischen Trachealkanülenmanagements versuchen Logopädinnen und Logopäden, die Trachealkanüle zu entcuffen – also die Luft aus dem Cuff zu entfernen – und dann mit Hilfe eines Sprechventils die Luft bei der Exspiration durch Mund uns Nase umzulenken. Dabei strömt die Luft wieder durch den Kehlkopf und die Stimmlippen können eingesetzt werden.
Sprechventile gibt es von unterschiedlichen Herstellern mit einer breiten Auswahl an Funktionen.
Es gibt aber ein Sprechventil das bei beatmeten Patienten eingesetzt werden kann. Im Gegensatz zu klassischen Sprechventilen lässt sich das Passy Muir Ventil 007 (PMV 007) zwischen die Trachealkanüle und das Beatmungsgerät stecken. Es funktioniert dabei nicht anders als jedes andere Sprechventil: die Inspiration – also die invasive Beatmung – öffnet das PMV und bei der Exspiration schließt sich das Ventil und lenkt die Luft durch den Kehlkopf um.
Das setzt unter Umständen Anpassungen an dem Beatmungsgerät voraus. Das Tidalvolumen muss häufig angepasst werden und die Alarmgrenzen erfordern andere Einstellungen. Das Handbuch zum Passy Muir Ventil hilft den Ärzten, die Anpassungen am Beatmungsgerät vorzunehmen.
Das Tidalvolumen muss angepasst werden, da auch bei einem PMV die Trachealkanüle entcufft werden muss. Damit entsteht eine Leckage, die durch das höhere Tidalvolumen ausgeglichen wird.
Wie das Passy Muir Ventil genau funktioniert, erklärt diese kleine Serie an Videos, die vom Hersteller auf YouTube veröffentlicht wurde:
Schlucken mit oder ohne Sprechventil
Tatsächlich entsteht durch die Kombination von Beatmung und PMV ein stetiger Druck von unten Richtung Larynx. Eine Untersuchung in der Schweiz mit einer Handvoll Patienten, die unter Beatmung mit einem Passy Muir Sprechventil versorgt waren, zeigte, dass sich dadurch das Aspirationsrisiko relevant verringerte. Beatmete Patienten mit Passy Muir Ventil in vielen Fällen kleinere Mengen Testkost schlucken, ohne zu aspirieren – während sie ohne Sprechventil nicht oralisiert werden konnten.
Quellen und Literatur
- Manzano JL, Lubillo S, Henríquez D, Martín JC, Pérez MC, Wilson DJ. „Verbal communication of ventilator-dependent patients.“ Crit Care Med. 1993 Apr;21(4):512-7.
- Passy, Victor. “Passy-Muir Tracheostomy Speaking Valve.” Otolaryngology–Head and Neck Surgery, vol. 95, no. 2, Sept. 1986, pp. 247–248, doi:10.1177/019459988609500224.
- Siebens AA, Tippett DC, Kirby N, French J. „Dysphagia and expiratory air flow.“ Dysphagia. 1993;8(3):266-9. Review.
Was hast du für Erfahrungen mit dem Passy Muir Sprechventil gemacht? Setzt du es häufig ein und bei welchen Patienten?