Hintergrund

6 Gründe warum ein Sprechventil nicht funktioniert

Alexander Fillbrandt Geschrieben von Alexander Fillbrandt · 2 Min. lesen >

Ein Sprechventil hat viele positive Effekte bei unseren tracheotomierten Patient:innen. Klar ist auch, dass das Entcuffen (oder auch Entblocken) der erste und eigentlich wichtigste Schritt in der Therapie im Rahmen des Trachealkanülen-Managements ist. Eine Trachealkanüle hat so viele negative Einflüsse auf Patient:innen, die es auszugleichen oder zu minimieren gilt.

Patient:innen, deren Trachealkanüle entcufft beziehungsweise entblockt wurde, sollten außerdem mit einem Sprechventil versorgt sein. Auch hier gibt es unterschiedliche Modelle für unterschiedliche Situationen. Aber manchmal funktioniert die Umlenkung der Ausatmung (Exspiration) nicht – dann ist Ursachenforschung angesagt.

Die folgenden sechs Gründe sind dabei typisch und die häufigsten. Zum Glück sind alle diese Ursachen in der Regel schnell behoben, aber es gibt Ausnahmen.

Lagerung und Positionierung

Typische Gründe, warum ein Sprechventil nicht funktioniert, hängen mit der Lagerung der Patient:innen zusammen: Ist die Kopfhaltung sehr unphysiologisch oder fehlt es ganz an Körperstabilität, hat das Einfluss auf die Form der Trachea und damit auf die Lage der Trachealkanüle. 

Es gibt nicht die optimale Position. Entscheidend ist, dass im Setting mit den Patient:innen die Lage und Sitzposition optimiert werden können und dies direkt auf den Erfolg des Sprechventils wirken kann. Je nach Patient:in kommen hier individuelle Positionen in Betracht.

Lage der Trachealkanüle

Aber auch allgemein die Lage der Trachealkanüle kann ungünstig für einen Einsatz eines Sprechventils sein. Abhängig von der Größe – also Länge und Durchmesser – der Trachealkanüle, dann diese in einem Winkel zur Trachea liegen, was zu einer deutlichen Verengung des Lumens führt. In geblocktem – gecufftem – Zustand wird das durch den Cuff unter Umständen ausgeglichen, stört aber beim Entcuffen.

Sekret ist im Weg

Beim Entcuffen wird in der Regel Sekret, dass oberhalb des Cuffs liegt, gelöst und kann dann abgesaugt werden. Oder durch eine verhandene Suction aid wird das Sekret kontinuierlich entfernt. Aber in beiden Fällen kann sehr zähes Sekret in der Trachea verbleiben und dann den Platz an der Trachealkanüle vorbei soweit einschränken, dass das Sprechventil nicht mehr funktioniert, weil keine Luft an der Trachealkanüle vorbei Richtung Larynx gelenkt werden kann.

Stenosen

Es muss aber nicht immer Sekret sein. Auch anderes Material kann im Bereich oberhalb des Cuffs bis hoch zum Larynx für Engstellen – also Stenosen – sorgen. Hier gibt es sehr vielfältige Möglichkeiten. Meistens sind es Schwellungen durch Verletzungen der Trachealschleimhaut oder auch Fremdkörper. Auch ist es möglich, dass im Bereich des Tracheostomas Granulationsgewebe entsteht, dass in den Trachea hinein wächst. 

Größe der Trachealkanüle

Sehr oft ist der Grund für den unmöglichen Luftweg an der Trachealkanüle vorbei aber, dass die Trachealkanüle selbst zu viel Platz einnimmt. Ein Blick auf die Größe der Trachealkanüle in Bezug auf den Durchmesser der Trachea bietet hier Anhaltspunkte. In einer Trachea mit rund 15 mm Durchmesser ist kein Platz für die Exspiration, wenn die Trachealkanüle einen Außendurchmesser von 12 mm hat und das Material des Cuffs dazu kommt. Auch wenn dieser entblockt ist.

nicht vollständig entcufft / entblockt

Genau diese Problematik ist auch einer der häufigsten Gründe, warum ein Sprechventil nicht funktioniert: Der Cuff wurde nicht vollständig entblockt.

Wenn man einen Cuffdruckmesser anschließt und den Druck im Cuff auf Null bringt, heißt dies nicht, dass die Trachealkanüle entblockt ist. Dazu muss die gesamte Luft aus dem Cuff entfernt werden. 

Fazit

Es gibt neben diesen typischen Gründen für erfolglose Versuche ein Sprechventil zu nutzen, sicher noch weitere. Aber diese sechs sind die häufigsten. Bei fast allen kann man mit einfachen Handlungen das Problem beheben. Wichtig ist in jedem Fall, die Ursache zu finden, das Problem zu identifizieren und dann zu beheben.

In den Kommentaren kannst du deine eigenen Erfahrungen beschreiben. Vielleicht ist dir schon mal ein Fall untergekommen, bei dem ein ganz anderer Grund vorlag. Verrate ihn gern!

Geschrieben von Alexander Fillbrandt
Alexander Fillbrandt ist Logopäde mit den Schwerpunkten Trachealkanülenmanagement und Dysphagie. Er schreibt gern über logopädische Themen und ist begeisterter Therapeut, Dozent und Autor. Profil

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