am Rande

Schluckversuche – manchmal reicht hinschauen

Alexander Fillbrandt Geschrieben von Alexander Fillbrandt · 1 Min. lesen >

Es stimmt, Schluckversuche sind sinnvoll. Besser ausgedrückt: In der Regel ist ein dysphagiologischer Befund sinnvoll. Es gibt aber Situationen in denen ist eine Dysphagie-Diagnotik schnell erledigt, durch Hinschauen.

Dysphagie-Diagnostik

Uns stehen in der Logopädie einige Verfahren zur Verfügung, mit denen wir die Sicherheit und den Erfolg des Schluckens beurteilen können. Neben Screeningverfahren wie dem G.U.S.S. sind das beispielsweise die klinischen Schluckuntersuchungen wie der Wasserschluck nach Daniels. Am wichtigsten natürlich die bildgebenden Verfahren VFS und FEES.

Wichtig ist, dass frühzeitig und dann regelmäßig ein Befund erhoben wird. Die Schluckfähigkeit kann sich durch medizinische Umstände und Therapie verschlechtern oder verbessern.

Ein elementarer Aspekt jeder Schluckuntersuchung ist die Anamnese und damit das Studium der Patientenakte. Viele relevante Informationen lassen sich dadurch bereits frühzeitig sammeln. Einordnen lässt sich auch der Kontext und damit die Auswahl des richtigen Instruments der Dysphagie-Diagnostik.

Schluckversuch

Ein Problem sehe ich bei der Definition des Begriffs „Schluckversuch“. Allgemein ist ein Schluckversuch Teil jeder Dysphagie-Diagnostik. Egal ob ein Screening oder eine Bildgebung durchgeführt wird, alle enthalten mehr oder weniger die Gabe von Testkost in unterschiedlichen Konsistenzen wie halbfest, fest, flüssig oder Tablette. Manche Verfahren enthalten auch Schluckversuche mit Speichel als eigene Konsistenz.

Dem Speichel kommt in einigen Verfahren und Scores gar eine besondere Bedeutung zu. Aspiriert beispielsweise ein Patient stetig ohne Schutzreflexe seinen Speichel und hat gleichzeitig eine Vigilanzminderung, rät der FEDSS dazu, eine Schutzintubation mindestens zu erwägen. Der BODS als anderes Beispiel, widmet der Effektivität des Speichelschluckens einen nicht unerheblichen Anteil am Gesamtscore.

Schluckversuch ist wichtig, aber…

Was meiner Meinung nach zu selten gemacht wird, ist, dass Informationen aus Anamnese und aktuellem medizinischem Befund ausreichend gewürdigt werden.

Ein Arzt, der einen Physiotherapeuten bittet einen Geh- oder Stehversuch zu machen, wird sich nicht wundern, wenn der Physiotherapeut durch Hinschauen feststellt, dass der Patient nicht wird gehen können, wenn beide Beine in Gips stecken und mit Schrauben fixiert sind.

Ein Arzt, der einen Logopäden bittet einen Schluckversuch zu machen, sollte sich nicht wundern, wenn der Logopäde durch Hinschauen feststellt, dass der Patient nicht wird schlucken können, wenn er invasiv beatmet wird und soporös ist.

Geschrieben von Alexander Fillbrandt
Alexander Fillbrandt ist Logopäde mit den Schwerpunkten Trachealkanülenmanagement und Dysphagie. Er schreibt gern über logopädische Themen und ist begeisterter Therapeut, Dozent und Autor. Profil

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