Praxis

Anleitung für eigene, interaktive Therapiemats

Alexander Fillbrandt Geschrieben von Alexander Fillbrandt · 3 Min. lesen >

In Zeiten von Corona aber eigentlich auch, weil Digitalisierung cool ist, wird es Zeit, sich über digitales und interaktives Therapiematerial Gedanken zu machen. Klar gibt es Apps für iPads und Co, mit denen Patientinnen und Patienten Eigenübungen durchführen können. Allerdings gehören wir Logopädinnen und Logopäden ja zu einer kreativen Spezies und lieben es, individuelle Therapiemats auf unsere Patientinnen und Patienten maßzuschneidern.

Digitale Therapiemats?

Der Vorteil digitaler Therapiemats wäre zum Beispiel, dass Patientinnen und Patienten mit bestimmten Störungsbildern auch teletherapeutisch (eigentlich muss man sagen: telemedizinisch) betreut werden können. Das wird nur bei Störungsbildern möglich sein, die schon immer mit Arbeitsblättern behandelt werden konnten: Aphasie, Dysgrammatismus und ein bisschen die Artikulationsstörungen.

In der digitalen Variante liegt das Therapiematerial in Form von Bildkarten, Wortlisten oder Arbeitsblättern dann nicht als Papier vor den Patientinnen und Patienten, sondern erscheint auf einem Bildschirm. Das kann ein Computer sein, ein Androidgerät oder ein iPad. Wichtig ist dabei, dass die Bildschirme nicht zu klein sind und auf Berührung reagieren sollten, also Touchgeräte sind.

Dann können die Patientinnen und Patienten die Bildkarten betrachten, Wortlisten sortieren oder vorlesen, Lückenwörter auffüllen, Sätze ergänzen und all die anderen Dinge durchführen, die sonst auch zur Bearbeitung eines Arbeitsblattes gehören. Idealer Weise mit einem Eingabegerät, dass weitgehend natürlich ist: einem Stylus oder Apple Pencil.
Für die meisten Arbeitsblätter braucht es dabei nicht mal besondere Technik. iPads oder vergleichbare Geräte sind immer häufiger vorhanden und Apps mit denen sich PDF-Dateien anzeigen lassen gehören auf den Tabletts zur Standardausstattung.

Bei madoo.pro gibt es einen speziellen Link damit Patientinnen und Patienten die Therapiemats ohne Registrierung laden können.

Ein einfacher Weg könnte also sein: Therapeutin findet auf madoo.net Therapiematerial und schickt es per Link oder per Mail an den Patienten. Der öffnet die PDF-Datei in einer App und beginnt mit dem Ausfüllen.

Eine sehr gute App für diesen Zweck ist zum Beispiel Notability für das iPad.

Ein Beispiel:

Nach dem Download des Therapiematerials kann es einfach über das Teilen-Menü an Notability übertragen werden:

Notability gibt es für das iPad.

App Icon Notability: Notizen, PDF
Version: 14.7.12
Preis: Gratis

Anschließend lässt sich das Arbeitsblatt mit einem Apple Pencil oder einem anderen Sytlus – im Notfall sogar mit dem Finger – bearbeiten und ausfüllen. Das bearbeitete Arbeitsblatt kann dann über das Teilen-Menü in Notability per Mail an die Praxis zurückgeschickt werden.

Es ist also eigentlich einfach, PDF-Dateien als Praxis zu verschicken und als Patientin oder Patient zuhause zu bearbeiten.

Interaktiv?

Besser wäre es natürlich, wenn die Therapiemats ein bisschen interaktiv wären. Wenn die Therapiemats also eine Rückmeldung zur Bearbeitung geben könnten. Eine rote Markierung bei einem Fehler zum Beispiel oder einen Daumen hoch für ein korrekte Auswahl.

Interaktiv sind solche digitalen Therapiemats aber auch schon, wenn sie die Möglichkeit bieten, Texte oder Wörter oder Buchstaben direkt in ein Feld einzutragen. Bei PDF-Dateien sind das sogenannte Formulare. Diese lassen sich mit OpenOffice einigermaßen leicht erstellen. Dazu wählt man beim Starten von OpenOffice nicht „Neues Dokument“ sonder „XML-Formulardokument“. Bearbeitet wird das Dokument ganz normal wie jedes andere Textdokument. Aber: eine zusätzliche Palette bietet verschiedene Felder die eingefügt werden können.

Fügt man beispielsweise ein Textfeld ein, kann das in der fertigen PDF-Datei ausgefüllt werden – mit der Tastatur. Aber solche Formulare sind letztlich auch nur PDF-Dateien.

Wer mehr als nur einfachste Felder verwenden möchte – gerade wenn es um die Gestaltung eines Arbeitsblattes geht – der kommt mit OpenOffice nicht weit. In diesem Fall ist die Anschaffung von Adobe Acrobat erforderlich. Ein sehr mächtiges Programm das weniger einer Textverarbeitung ähnelt als einem echten Satzprogramm. Eine gewissen Einarbeitungszeit ist hier erforderlich. Adobe Acrobat gibt es ab rund 20 EUR pro Monat in der Adobe Suite CC.

Präsentationsapps für die Gestaltung

Je nach bevorzugtem Betriebssystem in der Praxis kann man PowerPoint (Windows) oder Keynote (macOS) verwenden. Der Gedanke dahinter ist, dass die Präsentation auf dem iPad oder Tablett beim Patienten abgespielt wird. Wichtig dabei: Ist in den Einstellungen einer Präsentation festgelegt, dass sie nicht „normal“ sonder nur „nur Links“ läuft, werden neue Folien nur durch interaktive Elemente in der Präsentation die als Link markiert sind. Diese Links verweisen dann nicht auf Webseiten, sondern auf Folien innerhalb der Präsentation. Diese Links funktionieren allerdings nicht in PowerPoint. Auch bei OpenOffice funktioniert dies nur bedingt. Es lassen sich zwar Links auf andere Folien definieren (über das Kontextmenü > Interaktion > Aktion bei Mausklick), aber ein Tippen auf die Folie führt immer zur nächsten Folie. Damit diese Präsentationen interaktiv werden, braucht es Keynote am Mac oder auf dem iPad!

Das könnte beim Patienten dann so aussehen:

Wie eine solche Präsentation aufgebaut ist, könnt ihr in den Beispielen auf madoo.net nachschauen. Viel Einarbeitung ist hier nicht erforderlich. Wer sich ein kleines bisschen mit Präsentationssoftware auskennt – zum Beispiel durch das Studium – wird hier schnell Erfolge haben. Noch leichter und spannender geht es aber in einem Online-Kurs, den ich auf www.logo-wissen.de anbiete: Interaktives Therapiematerial selbst erstellen.

Auf TherapieAPPs.info biete ich einige solcher interaktiver Therapiemats zum Download an:

Fazit

Es gibt also Möglichkeiten, Therapiemats auch digital anzubieten. Aber damit sie wirklich interaktiv sind, stehen nicht viele Möglichkeiten zur Verfügung.

Geschrieben von Alexander Fillbrandt
Alexander Fillbrandt ist Logopäde mit den Schwerpunkten Trachealkanülenmanagement und Dysphagie. Er schreibt gern über logopädische Themen und ist begeisterter Therapeut, Dozent und Autor. Profil

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